Mittwoch, 13. Dezember 2017

Von dunkler Nacht umgeben

Wir erwarteten einen Gast. Als es um 17 Uhr schon eindunkelte, war ich besorgt, ob er uns finde. Wohl ist unser Hauseingang am Abend beleuchtet, doch die vielen Namen am Tableau sind schlecht lesbar. Wie soll er uns auch finden können?
Es traf sich gut: Ich konnte die Zeitungsbündel für die Papierabfuhr zu den Containern tragen. Einen nach dem andern. Langsam hin und her, ohne frieren zu müssen. Und dann kam K. bei uns an.
Nur darum, weil ich mich um den Besuch kümmerte, dachte ich einmal darüber nach, wie schnell ich mich in eine Art Blase zurückziehe, sobald der Himmel schwarz geworden ist. Eine Weile können Nachbarn dann noch in unsere erleuchtete Wohnung hineinschauen. Aber bald danach schliessen die Rolläden den persönlichen Raum ab.

An jenem Abend wurde mir klar, dass ich mir gar nicht bewusst bin, wie schnell ich bei Sonnenuntergang sofort das elektrische Licht anzünde. Und gleich danach in die Küche gehe und dort für das Abendessen sorge. Da befinde ich mich dann in einer Art Blase, im Zuhause meiner eigenen Welt.

Eine Woche später wiederholte sich dasselbe Problem. Jetzt wollte ein Kunde vorbeikommen und einen Plan abholen. Er nannte einen ungefähren Zeitpunkt und meldete, dass er pressant sei. Und wieder wollte ich dafür sorgen, dass der Zugang zu uns leicht erreichbar sei.

An jenem zweiten Abend musste ich mir etwas anderes einfallen lassen. Es gab jetzt keine Zeitungspakete für die Papierabfuhr. Darum richtete ich mich im gläsernen Windfang ein. Warm angezogen und auf einem mitgebrachten Stuhlkissen auf einer Mauer sitzend, erwartete ich den Kunden. Und lernte zwischendurch heimkehrende Mitbewohner kennen. Namen kenne ich nicht. Ein junger Mann sah mich ganz besonders kritisch an und obwohl er keine Frage stellte, antwortete ich auf seinen fragenden Blick: «Bestellt, aber noch nicht abgeholt…»
Wir schmunzelten beide.

Und während ich so wartete, fiel mir ein, dass ich offensichtlich im Dezember nur selten ausser Haus bin, wenn die Sonne schon untergegangen ist.
Mit solchen Gedanken beschäftigt, zünde ich gleich noch Kerzen an, als ich in unsere Wohnung zurückgekehrt bin und stelle sie in den Eingangsbereich. Und auch da vollzieht sich dann beim Eintreten der Zauber von Dunkelheit und Licht. Primo schätzt solche Überraschung.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen