Donnerstag, 15. September 2016

Meine Gedankensprünge zum Thema Spinne

Als ich dieser Tage im Pflanzenbereich unseres Balkons eine Spinne entdeckte, interessierte mich für den Augenblick nur, ob mein Fotoapparat fähig sei, das gesponnene Netz dieses Wesens einzufangen. Ja, er machte mit.

Rechts im Bild zeigt die erste Foto eine räuberische Spinne. Links am Spinnennetz hängt ein verpacktes Insekt. Ich vermute: Eine Fliege. Ihr muss das tötende Gift schon verabreicht worden sein. Es sieht so aus, als würde die Spinne – nach getaner Arbeit – heimwärts gehen. Wie das verpackte Raubgut ausgesaugt wurde, konnten wir nicht mitverfolgen.
Spinne auf dem Heimweg
Gut getarnt kauerte sie im Gebüsch jenes blühenden Grashalms, der in die Nische des Eisenwinkels hineingewachsen war. Dort konnte sie sich verstecken und ruhen. Zeitweise dachten wir, sie sei fortgegangen.
Der im Nest befestigte Faden

Hier sehe ich das weibliche Element

Von Spinnen weiss ich nicht viel. Sofort fiel mir aber ein Sprichwort ein, das ich als Kind in der Grossfamilie im Zürcher Oberland aufgefangen hatte:
Spinne am Morgen, bringt Kummer und Sorgen.
Spinne am Mittag, glückliche Heirat.
Spinne am Abend, erquickend und labend.
Erstaunt stellte ich dann fest, dass die erste und letzte Zeile sogar im DUDEN-Universalwörterbuch aufgeführt sind. Kein Wunder: Die deutschen Eltern meiner Grossmutter werden sie in die Schweiz mitgebracht haben.

Und beinahe gleichzeitig «hörte» ich den verstorbenen Redaktor Walter Hess auf einen zugesandten Beitrag in sein Blog-Atelier antworten, dass dieser noch am selben Abend ins Netz gestellt werde.

Das Netz im Internet war gemeint. Es umspannt die ganze Welt. Es löst Begeisterung und Freude aus und lässt doch manche Menschen im Netz hängen. Es kann uns alle treffen, dass wir als Gefangene z.B. von unseren Sehnsüchten eingepackt und ausgesaugt werden, wie es jenem Insekt ergangen ist, das meine Foto verewigt.

Kein Wunder, dass das Wort Spinne auch als Schicksalsgöttin verstanden wird. In alten Mythen hält sie die Fäden des Lebens in ihren Händen und Beinen. Sie weiss, wie der Faden, der alles zusammenhält, entsteht. Die Kelten haben die Spinne als Symbol für alles Leben gewählt. Wenn wir heute das Wort Spinnen hören, denken wir vermutlich in erster Linie ans Spinnen am Spinnrad, wenn Fasern zum Faden zusammengedreht werden. Oder wir verstehen sofort, wenn über Menschen gesprochen wird, sie würden spinnen, weil nicht verstanden wird, was diese denken oder tun. Wer ausruft: Du spinnst, zeigt an, dass er andere, vielleicht sogar sehr originelle Gedanken gar nicht verstehen will oder verstehen kann.

Dann habe ich im Zürichdeutschen Wörterbuch noch einen Satz gefunden, der mir gut gefällt. Es heisst da: Wie mer spinnt, so tuchets. Mir sagt dieser Satz, wie man spinne, zeige sich im Tuch (im gewobenen Stoff).

Donnerstag, 1. September 2016

Rezepte zu den Geschichten
«Das esse ich am liebsten»

Wie versprochen, werden die dazugehörigen Rezepte hier nochmals aufgeführt.

Wie schon erwähnt, wurden sie im Jahr 1993 aufgeschrieben. Da stand mir in der damaligen Wohnung im Bernoullihaus ein Gasherd zur Verfügung. Ihm trauere ich immer noch nach. Mit Gas kochen empfand ich, feinfühlig kochen zu können. Auch das Wasser, das wir benützen, ist nicht überall dasselbe. Da wo ich jetzt wohne, empfinde ich es härter. Die Teigwaren z.B. brauchen hier längere Kochzeit. Das sind Faktoren, die beim Kochen im voraus berücksichtigt werden müssen. Eine angegebene Zeit im Rezept muss nicht stur eingehalten werden. Probieren ist wichtig. Das trifft auch aufs Würzen zu. Und es gilt auch fürs Salzen. Ebenso soll man das Fleisch probieren, um zu prüfen, ob es angenehm weich gekocht ist. Eine Uhr kann das nicht feststellen.

Das Kalbsvoressen-Rezept habe ich dieser Tage noch nachgekocht. Obwohl es im Titel heisst, dieses Rezept komme ohne Fett aus, habe ich ein Markbein als Weichmacher in den Sud gelegt. Es kam gut an, erfüllte seinen Dienst.

Dieses Kalbsvoressen entwickelt sich besonders gut, wenn wir seiner Entwicklung viel Zeit einräumen. Es sollte nicht sofort auf den Tisch kommen. Wenn es noch stehen bleiben darf, entwickelt es sein Aroma besser. Man kann es gut vorkochen und dann einfach nochmals erwärmen. Auch am Tag danach. Mit diesem Rezept kann man Kocherfahrung machen.

Rezept von Rita Lorenzettis weissem Kalbsvoressen

Weisses Kalbsvoressen
Das Grundrezept kommt ohne Fett aus. Siehe Einzelheiten in der obigen Einleitung dieses Rezeptes
*4 dl Wasser
*4 EL Weisswein
*1 mit Gewürznelken gespickte Zwiebel
*1 Stück Rüebli (Karotte)
Diese Zutaten aufkochen.

*500 g Kalbsvoressen
in den heissen Sud geben und zugedeckt während einer halben Stunde leise kochen. Dann
*2 gehäufte KL Maizena (Maisstärke) in ½ dl Weisswein auflösen und dem heissen Sud beigeben. Nochmals eine halbe Stunde leise kochen lassen.
Ist das Fleisch lind geworden, ungefähr
*2 KL Fleischgewürz (Bouillonpaste) dazugeben und aufkochen.
Nach Belieben nachwürzen.
Dieses Nachwürzen nach eigenem Geschmack ist wichtig.

Rezept von Rita Lorenzettis Polenta

Polenta
250 g Maisgriess
½ KL Salz
1 KL Bouillonpasta oder Gemüseextrakt
1,1 L Wasser

Dieses Rezept verlangt ständige Aufmerksamkeit.

Der Maisgriess wird in das siedende, gesalzene Wasser gegeben und auf mittlerer, gleichbleibender Hitze während 20 bis 30 Minuten zu einer Polenta gekocht. Anfänglich ständiges Rühren, später Schütteln. Die Polenta muss sich aus einem Brei in einen Kuchen verwandeln. Wichtig: Es eignet sich nur eine schwere, dickwandige Pfanne dazu.


Maisbrot
150 g Maisgriess
120g Weissmehl
1 EL Zucker (am besten Vollrohr-Zucker)
3 Prisen Salz
1 EL Backpulver
1 ½ dl Olivenöl
2 ½ dl Milch
1 Ei

Die trockenen Zutaten mischen. Öl, warme Milch und das aufgeschlagene Ei darunterziehen. In einer gefetteten Gratinform auf mittlerer Hitze etwa 25 Minuten backen. In Stücke schneiden.


Rezept von Rita Lorenzettis rohem Fenchel

Roher Fenchel
Mit einem scharfen Messer im Wurzelbereich des Fenchelknollens ein paar feine Scheiben abschneiden und die äusserste Fenchelschale ausdrehen. Und weiter fortfahren, bis alle Schalen einzeln daliegen. Je nach Grösse können diese hälftig aufgeschnitten werden. Grundsätzlich sind diese Schalen sauber und können mit etwas Olivenöl eingerieben werden. Selbstverständlich können sie vorher auch in klarem Wasser abgespült werden. Dann muss man sie aber abtrocknen. Die eingeölten Fenchelteile noch mit etwas (wenig) Salz bestreuen. Von Hand essen!

Meist schäle ich die äusserste Fenchelschale wie eine Kartoffel, weil ich nicht weiss, wer sie schon in Händen gehalten hat.


Riz de l’enfer (Reis aus der Hölle) Heute nennen wir es Fegfeuerreis.
2 Tassen Reis
5 Tassen Wasser
1 Prise Salz
400 g gehacktes Rindfleisch
1 Zwiebel gehackt
Paprika süss und scharf
Pfeffer ganz und gemahlen
Gewürzsalz
300 bis 400 g Zucchetti
1 Glas oder Büchse Tomatenmark
oder 3 bis 4 frische Tomaten (ohne Haut)
1 Knoblauchzehe
Bouillonpaste oder Gemüseextrakt
etwa 100 g geriebener Käse

Reis kochen und quellen lassen. Rindfleisch und Zwiebeln anbraten und heiss würzen. In kleine Würfel geschnittene Zucchetti darunterziehen. Tomatenmark beigeben. Wenig Wasser zufügen. Knoblauch hineinpressen. Mit Bouillonpaste abschmecken.
Etwa 15 Minuten auf mittlerer Hitze kochen. Mit dem vorbereiteten Reis mischen. Mit Käse überbacken.
Die Überraschung: Wenn sich beim Kauen das Aroma eines Pfefferkorns auftut.


Spinat-Wähe
4-5 EL Paniermehl
250 g Wähenteig
250 g Tofu
500 g Blattspinat
Olivenöl
Gewürzsalz, Pfeffer, Muskat
2 Knoblauchzehen
fein gehackte Petersilie
150 g geriebener Käse
1 Ei
1 Tasse Vollrahm

Zuerst Paniermehl rösten!
Wähenteig für rundes Blech auswallen. Mit in Scheiben geschnittenem Tofu den Boden bedecken. Den gedünsteten und durchs Passevite getriebenen Spinat würzen. Knoblauch hineinpressen. Paniermehl darunterziehen. Petersilie und Käse beigeben. Feinfühlig mischen. Separat ein Ei aufschlagen und mit dem Vollrahm mischen. Unter die Spinatmasse geben und auf dem Tofuboden verteilen.
Etwa 40 Minuten backen.


Rösti
1kg festkochende Kartoffeln

Geschwellte Kartoffeln vom Vortag häuten, auf der Röstiraffel reiben, leicht salzen. In einer Eisengusspfanne Olivenöl erhitzen und Kartoffeln darin anbraten. Die kleingeschnittene Zwiebel daruntermischen. Gut achtgeben, dass sie im Innern der Kartoffelmasse bleibt. Die starke Hitze würde sie schwärzen. Zu einem Kuchen zusammenfügen und mit heftiger Hitze eine Kruste braten. Nicht weglaufen! Grosse Hitze verlangt völlige Aufmerksamkeit. Mit Oel nicht geizen, aber auch nicht geuden. (Nicht zu wenig, nicht zu viel.)
Das richtige Mass ermöglicht die starke Krustenbildung. Die Rösti soll mit Leichtigkeit auf dem Boden herumrutschen, wenn wir die Pfanne schütteln.
Jetzt die Knoblauchzehen leicht unter die noch weiche Kartoffeloberfläche verteilen. Auch sie dürfen nicht anbrennen. Dann wird der Kuchen gewendet und auf der 2. Seite ebenso gebraten. Wieder stürzen. Die Knoblauchoberfläche soll beim Servieren oben sein. 1 bis 2 Drehungen aus der Pfeffermühle. Fertig!
Und wie gesagt, eine echte braune (nicht schwarze) Kruste ermöglicht nur die Gusseisenfpanne


Mah-Meeh
300g schmale «Nüdeli»

Zutaten für die 1. Pfanne:
200 g geschnetzeltes Hühnerfleisch
200 g geschnetzeltes Kalbfleisch
Maisöl zum Braten
1 Zwiebel gehackt
Chilliflocken oder scharfer Paprika*
Pfeffer und Salz
1 dl Weisswein
1/2 dl Soyasauce
wenig Tabascosauce

Zutaten für die 2. Pfanne:
1 Zwiebel gehackt
2 bis 3 Knoblauchzehen
1 rote und 1 grüne Peperoni
Gewürzsalz
milder Paprika (Pulver)
die Hälfte eines Kopfsalates

In der 1. Pfanne wird das Fleisch in heissem Öl angebraten und zur Seite geschoben. Daneben soll die Zwiebel angedünstet werden. Würzen. Mit dem Weisswein ablöschen. Soyasauce dazugeben. Mit wenig Tabasco nachwürzen. Köcheln lassen.
In der 2. Pfanne: Wieder eine Zwiebel erhitzen und Knoblauch dazupressen. Die kleingeschnittenen Peperoni mitdünsten. Den in feine Streifchen geschnittenen Kopfsalat ebenfalls dazugeben und alles zusammen auf starker Flamme kurz, aber heftig kochen lassen. Eventuell etwas Wasser zufügen. Das Peperonigemüse soll noch knackig sein. Mit Gewürzsalz und mildem Paprika würzen. Der Inhalt der beiden Pfannen mischen und lagenweise auf die schmalen Nudel schichten. Es können auch Vollkorn- oder Soyanudeln verwendet werden.
*Die gehackten Paprikas kaufen wir in einem türkischen Laden in unserem Quartier unter dem Namen «gebröchene Paprika» – in» «gebröchenem Deutsch» angeschrieben.

Letizias Original-Rezept kam aus der Kochschule und ist von Betty Bossi.
Im September 2016 hat sie es nachgekocht und eine Neuinterpretation veröffentlicht.


Rita Lorenzettis Rezept für mit Kurkuma gebratenen Tofu

Gelber Tofu
Tofu in Würfel schneiden und diese grosszügig mit Gelbwurzpulver Kurkuma bestäuben. In Maisöl braten.


Rote Grütze
500 g rote Johannisbeeren
100 g schwarze Johannisbeeren
5dl Wasser
150 g Zucker
90 g Tapioka oder Sago
wenig flüssiger Rahm

Die abgezupften Beeren im Wasser mit dem Zucker aufkochen. 5 Minuten köcheln lassen. Durchs Passevite treiben. Den Saft erneut aufkochen. Tapioka oder Sago hineinrieseln und zugedeckt quellen lassen (mindestens ½ Stunde). In eine ausgespülte Form geben und völlig erkalten lassen. Mit etwas flüssigem Rahm servieren.

Rezept von Rita Lorenzettis Finnischem Apfeltee
Finnischer Apfeltee
1 L Schwarztee
1 ungespritzter Apfel
1 TL (Vollrohr)-Zucker

Apfel in Stückli schneiden. In wärmebeständigen Glaskrug legen. Tee-Ei mit den Teekräutern dazu legen und mit heissem Wasser überbrühen. Mindestens 5-10 Minuten ziehen lassen. Tee-Ei herausnehmen. Wenig oder keinen Zucker beigeben.
Variante für die warme Jahreszeit: Den Tee erst trinken, wenn er erkaltet ist und die Apfelstückli weich geworden sind.
Der Glaskrug ist nicht obligatorisch, aber er bringt die schwimmenden Früchte schön zur Geltung. Variante: Mit Kräutertee zubereiten.

Masse:
L = Liter
dl = Deziliter
KL = Kaffeelöffel
EL = Esslöffel
g = Gramm