Aus der goldenen Pracht der Bäume, die uns bis vor kurzem umgaben,
sind Skelette geworden. Die Blätter sind abgefallen. Der Herbst hat
seine Zeichen wieder gesetzt. Die Sonne durchdringt jetzt nur noch
selten die Wolkendecke. Da ist es zu Hause wieder am schönsten. Ich
fühle mich in einem Zwischenreich. Die Farben sind am Verblassen. Grau
dominiert.
Auch die Räbenlichter-Umzüge haben wieder stattgefunden. Einmal
fuhr ich im Bus nach Hause, als an einer Station viele Kinder
einstiegen, auch Eltern und Mütter mit Kinderwagen. Eine bunte Schar.
Sie trugen Räbenlichter bei sich. Als diese an der Station eines
Schulhauses alle ausstiegen, sprach mich eine Frau an, die ihrer Sprache
nach keine Schweizerin war. Sie sagte, das sei ein christliches Fest,
und diese Kinder da seien doch alle Muslime. Das passte in ihrem Denken
nicht zusammen. Ich beschwichtigte sie, es sei ein Lichterfest. Es gehe
hier um Dunkelheit und Licht und dass die Kinder die Nacht erfahren
dürfen und ebenso, was Licht sei. Da bekam ich dann ein versöhnliches
Lächeln geschenkt.
Auch diesmal standen Primo und ich mit Letizia auf
ihrem Balkon und schauten auf den Umzug. Die Strasse dort ist abfallend
und wenn hier Kinder mit ihren wackligen Lichtern vorbeiziehen, sieht es
aus, wie wenn diese auf einem Bach daherkämen.
In der Zeit zwischen Herbst und Advent entdecken wir manchmal schon
ersten Anzeichen der bevorstehenden Weihnachtszeit. Aber erst, wenn die
Beleuchtung der Bahnhofstrasse ausstrahlt, erfahren wir den Zauber des
Advents. In diesem Dezember 2013 wird die Beleuchtung Lucy
erstmals am 21. Dezember um 18 Uhr eingeschaltet. Wer dann dort
unterwegs ist, wird augenblicklich auf Weihnachten eingestimmt oder
sogar programmiert. Es gibt immer Leute, die für diesen Augenblick extra
in die Innenstadt kommen.
Materielle Dinge werden immer wichtiger und bestimmen das
Weihnachtsgeschäft. Auch wenn sie golden verpackt sind, beantworten sie
den Sinn dieses Festes nicht. Darüber werden vermutlich die Referenten
der Sternschnuppen über Mittag sprechen.
Als ich dieser Tage in die Innenstadt kam, zog es mich wieder einmal in die Christkatholische Kirche, die wir Augustinerkirche
nennen. Es ist nicht meine Kirche, aber ich gehe gern dorthin. Mir
gefällt der Raum und die Atmosphäre. Auf einem Lettner, der den
Altarraum vom Kirchenschiff trennt, stehen 3 Skulpturen. Christus in der
Mitte, Maria links und vermutlich Johannes rechts von ihm. Die
Beleuchtung dieser 3 Gestalten ist so geschickt eingerichtet, dass die
Figuren ihre Schatten auf die gebogene Wand im Altarraums werfen und den
Schein erwecken, die erwähnten Personen seien anwesend, mitten unter
uns.
Im Advent bietet diese Kirche Sternschnuppen über Mittag an.
Eine Veranstaltungsreihe mit Gastreferenten zur Weihnachtszeit. Sie ist
beliebt und diesmal wir im Einladungsprospekt sogar von der 100.
Sternschnuppe gesprochen.
Ab 21. November 2013, immer am Donnerstag, von 12.15 Uhr bis 12.45 Uhr, findet eine von 5 Sternschnuppen über Mittag statt. Es sprechen bekannte Persönlichkeiten zur Weihnachtszeit. Diesmal eröffnet Hildegard Schwaninger
den Sternschnuppenreigen. Sie ist in Zürich als bestinformierte
Gesellschaftsjournalistin bekannt. Es folgen weitere zu Zürich gehörende
Menschen, die etwas zu sagen haben. Und alle Sternschnuppen-Zwischenhatle werden auf feinsinnige Art musikalisch untermalt.
Erwartet werden auch
Lorenz Marti, Journalist und Schriftsteller, bis vor kurzem Radiojournalist, Bereich Religion
Tony Styger, Seelsorger, Leiter der "Dargebotenen Hand"
Catriona Bühler, Sopran, Severine Schmid, Harfe
Franz Hohler, Kabarettist und Schriftsteller.
Es sind Angebote für Menschen, die sich über Mittag dem Beruf entziehen und in andere Sphären abgeholt werden möchten.
Am 1. Adventssonntag wird übrigens der Gottesdienst aus dieser
Kirche um 10 Uhr bis 10 45 auf SRF 1 (im Schweizer Fernsehen)
übertragen.
Weiter auf meinem Rundgang durch die Altstadt habe ich im Grossmünster Hinweise auf das offene Singen am ersten Advent (1. Dezember 2013) gefunden. Dieses gemeinsame, offene Singen
traditioneller sowie neuer Advents- und Weihnachtslieder sei auch für
Familien mit Kindern geeignet. Es findet um 17 Uhr im Zürcher
Grossmünster statt.
Zürich ist nicht nur Bank- und Geschäftswelt. Es gibt hier auch ein
religiöses Leben und Sinnfragen werden hier auch gestellt. Auch wenn
darüber nur wenig Schlagzeilen zu lesen sind.