Sonntag, 10. Februar 2013

Bäume: dürre Blätter und reife Samen feierten Abschied

In der letzten Januar-Woche 2013, noch vor den erneuten Schneefällen, beobachtete ich, wie letzte Samenstände der Hagebuchen von den Bäumen fielen und auf der Wiese zu tanzen begannen. Ich schaute ihnen lange zu, wie sie sich im Kreis drehten, sich von den Winden aufheben und wieder fallen liessen. Immer in harmonischen Kreisbewegungen.

Kein Wunder, dass unsere Altvorderen von Hexentänzen sprachen und sie in Figuren darstellten. Wir kennen das alte Weib mit dem Besen, das Ordnung schafft.


Am Tag danach stürmte es wieder. Da wollte ich die Wohnungstür zumachen. Ich hatte sie für einen totalen Durchzug angelehnt und offen gehalten. Als ich sie schliessen wollte, staunte ich. Es war Besuch gekommen. Getrocknete und darum zusammengerollte Ahornblätter lagen auf der Teppichvorlage, andere auf der Schwelle, und die viel kleineren Samenstände der Hagebuchen hatten es schon in den Korridor geschafft. Alle drängten hinein. Als sie hinfielen, muss sie der Teppich gestoppt haben. Es sah aus, als wären Kinder hierher gerannt, vielleicht um sich zu verstecken. Es war mir, als schauten sie mich an. Dürfen wir eintreten? Ich schickte sie nicht gleich weg.

Und heute Morgen war unsere Wiese, die an den Hagebuchhain angrenzt, braun gesprenkelt. Tausende und Abertausende von Samenständen waren über Nacht abgefallen und haben das Grün teilweise abgedeckt. Nun liegt der Weihnachtsschmuck auf der Wiese. Weihnachtsschmuck? Ja, im Dezember zeigten sich die reif gewordenen Samenfrüchte wie Christbaumschmuck. Sie hingen an ihren Bäumen, winzigen Tannen gleich. Weil sie von leisesten Winden bewegt wurden, ähnelten sie hängendem Schmuck, z. B. am Christbaum, oder auch am Ohr. Glänggerli nennen wir solche Objekte im Dialekt. Wenn sich Glänggerli bewegen, heisst das bei uns, si bambeled (sie schaukeln leicht). Der Klang dieses Wortes ist weich und beweglich, wie es zu den beschriebenen Dingen passt.

Es gibt also immer noch Denkanstösse, denke ich jetzt. In letzter Zeit fiel mir auf, dass ich nur noch selten auf meine nächste Umgebung reagiere. Alle möglichen Bilder scheinen in mir deponiert und archiviert zu sein. Sie sind bekannt. Ich muss nicht mehr darauf aufmerksam gemacht werden. Schön und gut, aber von Zeit zu Zeit möchte ich doch in meiner bekannten Umgebung immer wieder etwas noch nie Geschautes oder Bekanntes entdecken und von ihm bewegt werden. Und das wurde mir jetzt gerade, wie beschrieben, wieder einmal geschenkt.