Werbebanner gab es schon früher, als wir noch nicht mit dem
Computer arbeiteten. Sie ergänzten den Datum- und Aufgabeortsstempel,
der die Briefmarken maschinell entwertete. Als Werbungsträger für
besondere Orte und Städte gaben sie den Briefen ein sehr persönliches
Gepräge. Sie gefielen mir. Ich nahm viele ihrer Anregungen wahr und
besuchte solche Orte. Enttäuscht wurde ich nie. Es handelte sich immer
um Hinweise auf schweizerische Kultur.
Alle Beispiele wurden auch bebildert, nicht nur mit Worten dargestellt.
AARAU: Die Stadt der schönen GiebelKLOTEN: Das FlughafendorfSCHAFFHAUSEN: Schatzkammer zu AllerheiligenADELBODEN: Unerschöpfliches WandergebietWALD (ZH): Wander- und SkigebietZÜRICH: Die Stadt der schönen Geschäfte
Auf dem Stempel von Zürich warb das Grossmünster für unsere Stadt.
Um ihre Türme kreisten Möwen. Briefe, die solche Motive auf sich trugen,
erzählten etwas vom Absenderort.
Diese Bilder, von denen ich hier nur wenige Beispiele aufzählte,
sind uns verloren gegangen. Wenn ich meine Briefe an meinem Wohnort in
den gelben Briefkasten werfe, werden diese im gigantischen Briefzentrum
Mülligen verarbeitet und mit dem immer gleichbleibenden Stempel
versehen: Eine maschinelle Kalligraphie, die das Schweizerkreuz fasst,
ergänzt von Ort, Datum und Verarbeitungszeit im gefassten Kreis.
Korrekt, sauber, klar, nüchtern, aber langweilig. Ein Glück, dass es
noch variantenreiche Sonderbriefmarken gibt.
Letzte Woche blitzte ein solches Werbebanner vor meinen inneren
Augen auf, als ich von einer Freundin hörte, sie stelle gegenwärtig
Batikarbeiten im Schloss Pratteln BL aus. Ich entschloss mich
augenblicklich, ihre Ausstellung zu besuchen, weil ich diesen Ort doch
schon seit Jahren einmal aufsuchen wollte. Ja, die Werbung auf einem
Brief aus Pratteln befand sich seit mindestens 40 Jahren immer noch in
der Warteschlaufe. Es hat sich vorher nicht ergeben, dahin zu reisen und
wenn ich schon mit der Bahn über Pratteln nach Basel fuhr, konnte ich
mir nicht vorstellen, dass ein Schloss in einem von der Industrie
dominierten Gebiet standesgemäss überleben kann.
Es war dann Liebe auf den ersten Blick, und wenn das Schloss reden könnte, hätte es vielleicht gesagt: Endlich bist du gekommen!
Es hat menschliche Masse. Seine Räume und auch sein Innenhof nehmen
die Besuchenden beinahe familiär auf. Und die aktuelle, farbenfreudige
Ausstellung strahlte auch aus.
Unter „Kultur Pratteln“ finden sich im Internet Hinweise auf
weitere Ausstellungen. Die erwähnte dauert nur noch bis und mit
Palmsonntag, 17.04.2011.
Interessant auch die Geschichte des Schlosses, die ich einem
Prospekt des Hauses entnehme: Das Adelsgeschlecht der Herren von
Eptingen erstellten das Weiherschloss sowie die Burg Madlen um das Jahr
1275.
Am 18. Oktober 1356 zerstörte das Basler Erdbeben dann beide
erwähnte Bauten. Das Weiherschloss wurde wieder aufgebaut und ziert
heute den alten Dorfkern von Pratteln. Beide mögen sich, ergänzen sich.
Das Schloss ist während der Ausstellungen jeweils am Samstag und Sonntag
von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Eintritt frei.
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