Es dauerte 3 Jahre, bis wir den Dorfkern von Albisrieden entdeckten. Die Buslinie 67, die wir öfters benützen, führt von der Schmiede Wiedikon nach dem Dunkelhölzli. Eine ihrer Stationen heisst Albisriederdörfli und
erinnert daran, dass dieses Quartier einst ein eigenständiges Dorf war.
Seit 1934 gehört es zur Stadt Zürich. Im Internet sind Fotos und
entsprechende Informationen zu Zürich-Albisrieden abrufbar.
Am frühen Sonntagabend unterbrachen wir endlich einmal unsere
Heimfahrt. Primo, der Tage zuvor hier durchgekommen war, wollte mir
dieses Dörfli mit seinen prächtigen Riegelhäusern zeigen. Zum idealen
Zeitpunkt, wie sich herausstellte. Die Sonne war schon untergegangen. In
den Häusern brannte Licht. Vorhänge waren noch nicht zugezogen. Wir
gingen durch diesen Ort und gleichzeitig durch eine Bilderbuchwelt.
Anders gesagt: durch eine längst vergangene Zeit. Obwohl wir uns
draussen aufhielten, konnten wir die Gemütlichkeit in den Räumen
erahnen. Das milde Licht strahlte aus, ohne alles auszuleuchten. Und die
kleinen Fenster sind so hoch angeordnet, dass der Blick von uns
Fussgängern die private Sphäre nicht erreichen kann. Dieses Eintauchen
in den bis dahin unbekannten Ort werde ich nicht so schnell vergessen.
Auch darum, weil zu Hause noch eine Überraschung auf uns wartete.
Wir fanden unsere Wohnung erleuchtet vor. Das Licht brannte im Korridor
und verteilte sich auch in die angrenzenden Räume. Es wirkte genau so
gemütlich wie das in Albisrieden geschaute. Ich erkannte von weitem Menas Scherenschnitt
an einem der Fenster. Er bestätigte, dass es wirklich unsere Wohnung
sei. Ich hatte beim Weggehen vergessen, das Licht zu löschen.
An diesem Abend wurde mir wieder einmal bewusst, was die
sogenannten 4 Wände für uns Menschen sind. Unser uhause, unsere Kultur.
Der Ort, wo wir Lichter anzünden und die Dunkelheit draussen lassen. Wo
wir geborgen sind. Also geschützt, obwohl verletzbar, uns sicher
fühlend. Der Ort, wo wir uns hinlegen, uns vergessen, um schlafen zu
können.
Etwas später spazierte ich bei Tag nochmals durch dieses alte
Albisrieden. Da waren dann auch Bausünden rund um den historischen Kern
zu erkennen. Und Zwänge der Verkehrsführung, die mitbeteiligt sind.
Und wieder sprachen mich die alten Häuser und die sich in
Renovation befindende Kirche von 1818 an. Diesmal nüchterner, doch immer
noch von Reichtum und Schönheit erzählend. Auch davon, wie früher
Heimat verstanden worden ist.
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