Die handschriftliche doppelte RUF-Buchhaltung, wie ich sie
vor mehr als 50 Jahren in der Handelsschule des Kaufmännischen Vereins
Zürich erlernte, führe ich immer noch im gleichen Stil für unseren
Handwerksbetrieb. Der Computer konnte sie offensichtlich auch andernorts
noch nicht vollkommen verdrängen. Bis jetzt habe ich jedenfalls die
dafür erforderlichen Formulare immer noch kaufen können. Und die Art der
Buchhaltung entspricht mir sehr.
Als die 4-jährige Nora bei uns in den Sommerferien weilte,
zeigte ich ihr die Grundplatte dieser Einrichtung und den Mechanismus
dazu. Und wie mir ihre Mama (Felicitas), als sie selbst noch ein
kleines Kind war, beim Buchen half. Ich spannte das Journal ein, legte
das Pauspapier darüber und fixierte dieses gemeinsam mit der dafür
vorhandenen Klemmvorrichtung. Die darüber eingerichtete bewegliche
Leiste wird für die Konti gebraucht. Sie hält dieses für die einzelnen
Buchungen fest. Nach jeder gebuchten Zeile wird der Zeiger, der auf die
nächste freie Zeile verweisen muss, um 1 Schaltung verschoben. Das war
damals Felicitas Aufgabe. So arbeiteten wir. Ich erfasste Eingänge und
Ausgänge unseres Geschäftes handschriftlich, und Felicitas sorgte dafür,
dass ich immer auf der nächstfreien Linie weiterarbeiten konnte. Sie
stand neben mir. Wenn der Zeiger geschoben wurde, ertönte leise ein
mechanisches Geräusch. Dieses wollte Felicitas jetzt gerne wieder einmal
hören. Ich sah es ihr an, dass es sie berührte und dass wir zusammen in
eine längst vergangene Zeit zurückschauten. Wir beide konnten uns an
dieses stille und konzentrierte Arbeiten erinnern. Wir fanden unsere
Zusammenarbeit immer noch schön.
Nora war aber besonders darüber erstaunt, dass das, was wir soeben
auf dem oben aufliegenden Kontoblatt geschrieben und gezeichnet hatten,
unten auf dem Journal exakt abgebildet wieder zum Vorschein kam. Das
Pauspapier ist eben aus der Mode gekommen und Kindern von heute gar
nicht bekannt.
Noch am selben Tag schaltete mir Felicitas die Webseite www.poissonrouge.com auf, damit mir Nora eines ihrer Lieblingsspiele am Computer zeigen
konnte. Was für ein Unterschied zur stillen Handhabung der
RUF-Buchhaltung mit seinen bescheidenen Manövrierungsmöglichkeiten!
Die Kinder von heute sind in ganz anderer Position am Drücker. Sie
sausen durch die vielen Schichten der Angebote, tauschen Farben aus,
komponieren kleine Sequenzen von Musik, fangen herumschwirrende Käfer
und Bienen, klicken an einem Apfel, der gegessen und immer kleiner wird
und hören, wie der Magen mit einem Rülpser reagiert. Sie schauen in ein
Liederheft, wo sich Bilder bewegen und rechts davon die Texte zu lesen
sind. Und sie hören, wie Kinder, die offenbar im Computer wohnen, diese
singen.
Fantastisch!
In einem anderen Bereich können Gegenstände angetippt werden. Ihre
Namen erscheinen dann auf einer schwarzen Wandtafel. Vögel singen und
die Kinder am Drücker können diese nach eigenem Willen anders einfärben.
Dann gibt es da einen Bereich jener Illusionsbilder, die das Auge
kippen kann. Oder geometrische Körper, die sich bewegen. Und vieles,
vieles mehr.
Ich sah, wie Nora ein Bild bearbeitete, auf dem ein papierener
Kreis zerrissen dalag. 3 Teile. Sie konnte diese wieder zu einem Ganzen
zusammenfügen. Und sie ist doch erst 4-jährig.
Es scheint alles möglich. Die Kinder gestalten die Welt. Vieles,
was ich hier gefunden habe, hat mir gefallen. Es fehlt mir aber die
Darstellung der Ehrfurcht vor dem Leben. Was ist da zu erwarten, wenn
die Kinder, einmal erwachsen geworden, ganz selbstverständlich daraufhin
arbeiten, den Wald blau einzufärben, singenden Kindern die Hautfarbe zu
ändern und alles was kreucht und fleucht wegzusperren?
Trotzdem: Diese Webseite hat etwas Faszinierendes.