Vor bald 3 Wochen, als ich durch den nahen Wald ging, waren noch
keine Frühlingszeichen zu sehen. Auf der Anhöhe lag Schnee. Die
Schneegrenze war deutlich sichtbar. Da nahm ich mir vor, von jetzt an
auf kleinste Zeichen des Frühlings zu achten. Schon nach einer Woche
überraschten sie mich. Es tauchten die Spitzen der Bärlauchpflanzen auf,
da und dort auch solche vom Aronstab. Ich sah den Huflattich leuchten.
Auch die Brennnessel fand ihren Weg ans Licht. Auf der grossen Wiese vor
unserem Haus öffneten wild wachsende Primeln ihre Köpfe, und am
Waldrand läuteten die Schneeglöggli.
Explosionsartig wurde die Lebenskraft wieder sichtbar. Gestern war
ich, etwas mit Problemen beladen, unterwegs, zurückgezogen auf mich
selbst, als mich am Wegrand plötzlich eine einzelne violett leuchtende
Krokusblume ansprach. Hei! Da konnte ich die Sorgen gleich Sorgen sein
lassen. Solange uns die Erde solche Schätze hervorbringt, sind wir noch
nicht verloren.
Die Freude, den Frühling wieder zu erleben, fühle ich stark und als
Ausgleich zu den gegenwärtigen Problemen in Wirtschaft und Politik. Die
vielen Berichte über Zustände und Verantwortlichkeiten machen mich
still. Ich erlebe sie wie eine Starkstromleitung, die mich abdrängt.
Meine Frühlingsgefühle fussen nicht auf Romantik. Aber sie öffnen
mir die Augen, dass auch wir Menschen von dieser wieder sichtbar
gewordenen Lebensenergie erfüllt sind. Mit ihr werden wir es schaffen,
die anstehenden Flurbereinigungen zuzulassen und veralteten Ordnungen
loszulassen. Und kleine Fische, wie ich einer bin, müssen sich in erster
Linie darin üben, viel Unsicherheit auszuhalten. Neues steht nicht von
einem auf den anderen Tag geschaffen vor uns. Im Stillen wächst es
heran.
Ein Zitat von Hans Christian Andersen, auf das ich dieser Tage gestossen bin, unterstützt meine Gedanken:
„Die Folianten vergilben, der Städte gelehrter Glanz erbleicht, aber das Buch der Natur erhält jedes Jahr eine neue Auflage."
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