Nach diesem Telefongespräch fühlte ich Panik. Letizia hatte
angerufen und mir die erwartete Information geliefert. Sie war zu Fuss
auf dem Heimweg und in heiterer Stimmung. Ich hörte sie schlecht, machte
darauf aufmerksam. Der hektische Verkehr werde mich stören, folgerte
sie. Und ich, etwas aufmüpfig, verwies auf den Akku ihres Natels. Der
sei offenbar am Auslaufen. Nein, keine Anzeige. Alles in Ordnung.
Als ich aufgelegt hatte, änderte das gar nichts. Das Knistern im
Ohr ging weiter. Jetzt wurden die Nachrichten aus dem Radio zerhackt.
Unerträglich. Beängstigend. Mit den inneren Augen „sah“ ich dann meine
Ohren als verschlossene Tore, an denen die Schwingungen von Worten
aufschlugen, schepperten und zu Boden fielen. Noch nie so erlebt, obwohl
ich Schmalzpfropfen kenne.
Ich musste mich in einen stillen Raum zurückziehen, um nicht verrückt zu werden.
Am andern Morgen säuberte der Arzt meine Ohren. Jetzt fühle ich
wieder eine Kathedrale um mich. Viel Raum für Worte und Klänge. Jetzt
können sie wieder schwingen und ausklingen. Aber schrille Töne, wie sie
beispielsweise Kabarettisten alter Schule noch gebrauchen, irritieren
sofort. Das wird eine Alterserscheinung oder vielleicht sogar ein
Zeichen für die zurückgewonnene Hellhörigkeit sein.
Wieder zu Hause, sandte ich Letizia ein Mail: Nicht dein Natel war
schuld am gestörten Empfang, sondern der Schmalz in meinen Ohren. Fazit:
Immer zuerst den Fehler bei sich selber suchen, nicht bei den andern!
Und sie meldete zurück: Ich musste herzhaft lachen!
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