Ruedi war Buchdrucker und Fotograf alter Schule, als er noch
im gleichen Gebäude arbeitete, in der sich auch unsere Werkstatt
befand. Ein begeisterungsfähiger Mann, der keine Mühe hatte, sich auf
Experimente einzulassen, auch wenn sie auf den ersten Blick
nicht berufskonform waren. Er druckte uns verschiedenste
Geschäftspapiere, Holzschnitte und ebenso Holz als Struktur.
Dann trennten sich unsere Wege, weil er an einem anderen Ort Arbeit
fand. Jetzt, nach über 20 Jahren, meldete er sich wegen einer
Schreinerarbeit wieder bei uns. Sein Besuch liess viele Erinnerungen
aufsteigen. Ich freute mich, ihm zu sagen, dass wir seine Arbeiten immer
noch schätzten und dass ich mir bewusst sei, wie viel er für uns getan
habe.
Er schmunzelte, denn er wusste das selber auch. Nur ist es so, dass
wir manchmal gar keine Möglichkeit haben, solche Einsichten
auszusprechen. Ruedi war weggezogen. Wir hatten keine Adresse mehr von
ihm. Er kreuzte unsere Wege nicht mehr. Und selbst wenn in Gedanken die
Zusammenarbeit manchmal als wertvolle Erinnerung aufblitzte, setzte ich
mich nicht hin und schrieb ihm. Die Rechnungen waren ja bezahlt. Und
doch wünsche ich mir manchmal, die besondere Leistung, die wir anderswo
nicht bekommen hätten, zu erwähnen.
Maurice, dem Südfranzosen, konnte ich nie danken, denke aber
immer wieder einmal an ihn. Wir arbeiteten in Paris im selben
Buchverlag. Ich war dort als Stagiaire angestellt, bearbeitete die
eingegangenen Bestellungen, und er verpackte die Bücher. In der Pause
holte er seine Gitarre und spielte hingebungsvoll Stücke von Manuel de Falla. Zum Ritual gehörte auch ein Apfel, den er anschliessend ass.
Von ihm hörte ich erstmals von den schädigenden Spritzmitteln, die
über die Obstbäume gesprüht würden. Darum wusch er den Apfel jedesmal
mit der unparfümierten Marseille-Seife und polierte die Haut des Apfels
mit einem sauberen Tuch, bis sie glänzte. Das mache ich seither auch so.
Und dafür möchte ich ihm danken. Er vermittelte mir, damals 19-jährig,
die ersten Ansätze für eine bewusste, gesunde Ernährung.
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