Heute steht das Windrad beinahe still. In den vergangenen Wochen
aber arbeitete es schwer. Die Bise trieb es an und gönnte ihm keine
Pausen. Unsere Augen waren meist zu langsam, um die einzelnen Fächer
noch zu erkennen. Einmal landete es im Gras und musste zurechtgebogen
werden. Dann folgte es wieder seiner Bestimmung. Primo hatte es
aus einer gebrauchten Alu-Getränkedose zugeschnitten und es an der
Teppichstange befestigt. Das leichte Material erwies sich als richtig.
Es reagiert auf feinste Anstösse und folgt den verschiedensten
Windrichtungen.
Und heute darf es einmal ruhen. Dafür ist jetzt mein eigenes,
inneres Rad im Schwung. Wer es antreibt, weiss ich nicht genau. Ich
stelle mir vor, dass es eine geistige Energie ist.
Vom Wind wissen wir, dass er ein Beweger ist, eine Energie, die wir
nicht sehen können. Was wir wahrnehmen, sind seine Reaktionen: Die
Blätter zittern, wenn er in die Bäume fährt. Die Wasseroberfläche
kräuselt sich, wenn er gegen den Strom bläst. Als Velofahrende kenne ich
ihn als Rücken- oder Gegenwind. Und ich fürchte ihn, wenn er zum
masslosen Sturm wird, weil er auch als Zerstörer bekannt ist.
In Museen können wir Weltkarten aus jener Epoche finden, als die
Erde noch als eine Scheibe aufgefasst wurde. Auf solchen Darstellungen
sind an den 4 Ecken des Bildes jeweils die Winde als blasende,
menschliche Köpfe dargestellt. Aber niemand hat den Wind je als Person
gesehen. Das ist Bildsprache, Symbolsprache. Ich bin immer noch am
Suchen, wie ich meine persönliche Lebensenergie als Bild verstehen
könnte. Das Windrad allein genügt nicht. Es braucht noch ein Symbol für
die Energie selbst.
So viel habe ich bis jetzt aber begriffen: Sie braucht Anstösse, um
zur Bestform aufzulaufen. Gestern Abend bekam ich einen solchen
„Schupf“ (Anstoss), als ich auf dem Baustellenkran in meinem Umfeld
einen erleuchteten Christbaum entdeckte. Hoppla! Die Weihnachtszeit
bricht an.
Und heute lief dann in dieser Hinsicht vieles wie am Schnürchen: Letizia
hatte sofort Zeit, die typografische Textgestaltung unserer Weihnachts-
und Neujahrskarte zu besprechen und mir einen Entwurf zu liefern. Dann
holte ich in der Papeterie die passenden Briefumschläge und fand in den
Auslagen gleich noch die Agenden für 2008. Danach zog mein Velo eine
grössere Kurve in die Innenstadt, damit ich die festlichen Briefmarken
einkaufen konnte. Die „Philateliestelle“ innerhalb der Fraumünsterpost
in Zürich ist dafür die richtige Adresse.
Beschwingt bin ich zurückgekommen. Beschwingt gehe ich an weitere
Vorarbeiten für den Versand heran. Ich liebe diese Zeit, in der Kontakte
wieder gefestigt werden. Es macht mir Spass, Briefe zu schreiben und
Glückwünsche zu versenden. Beschwingt bin ich jetzt auch, weil ich
endlich eine Form gefunden habe, in der ich die Beobachtungen rund ums
Windrad in einen Beitrag fürs Blogatelier einbinden kann. Und jetzt
weiss ich auch gleich noch, wie die mich gerade bewegende Energie
heisst: Begeisterung.
Aber: Begeisterung kann auch gefährlich werden. Darüber gibt jeweils der Blutdruckmesser Auskunft.
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