Das Quartier Abbesses am Montmartrehügel gibt mir einen dörflichen Eindruck. Die verschiedenen Quartierläden mit den typisch französischen Qualitätsprodukten wie Fisch, Fleisch, Eier, Milch, Brote und Kuchen und die Gemüse in den offenen Nischenläden regen mich zum Kochen an.
Für Mena ist es die Manège am Place des Abbesses, das Karussell, das
speziell interessant ist. Und wieder imponiert mir die Post, meine
Lieblingsinstitution, die auch daneben steht. Die Metrostation mit den
Schmiedeisenarbeiten im Jugendstil ist vielen Touristen von den
Prospekten bekannt. Und an diesem Platz gestalten auch alte Bäume mit.
Der Name Abbesses übersetze ich mit Äbtissinnen. Gerne würde ich wissen,
welche Rollen diese Frauen in längst vergangener Zeit hier gespielt
haben.
Zu diesem Platz, an dem ich täglich vorbei komme, gehört die Quartierkirche St. Jean.
Ein eigenwilliger Backsteinbau aus der Moderne. Die junge Familie wohnt
direkt hinter ihm. So höre ich in der Küche den Stundenschlag und zu
gewissen Zeiten auch das Geläut oder ein Glockenspiel, das mich ans
Mittelalter mahnt. Da waren die Klöster das Vorbild für Arbeit und
Gebet. Jene, die das mühsame Leben einfacher Menschen leben mussten und
noch keine Uhr besassen, orientierten sich an diesen Klängen von den
Kirchtürmen, damit sie sich an ihrem Arbeitsort mit dem Gebet der Mönche
oder Nonnen verbinden konnten.
Diese Zeiten sind vorbei. Und doch läutern die Glocken auch heute noch
an vielen Orten. Und sie rühren die Seele in den tiefen Schichten an.
Sie verweisen auf etwas über uns, das die Schicksale in Händen hält.
Daran denke ich jetzt ganz besonders, weil unsere Tochter in den Wehen
liegt und wir hoffen, dass sie die Geburt normal erleben und das Kind
gesund auf die Welt kommen darf. Wir müssen zwar unser Leben leben, wie
wenn es nur auf uns ankäme, uns anstregen und unseren Verstand einsetzen
und doch auch akzeptieren, dass uns das Gelingen nur geschenkt werden
kann.
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