Obwohl ich es mir nicht vorstellen konnte, was ein
Stimmfilmcabaret sei, wirkte die Einladung auf mich magnetisch. Passend
auch zum Tag der Première in Zürich: Es war der längste Tag. Das
cabarettistische Programm entsprach ihm. Einem Höhepunkt wurde noch ein
weiterer aufgesetzt.
Clara Buntin und Eva Enderlin, die beiden Sängerinnen und Komödiantinnen dieses Programms, waren seinerzeit Gründungsmitglieder der A-Cappella-Gruppe „The Sophisticrats“,
die von 1985−1991 in der Schweiz, Deutschland, Italien, Frankreich,
Namibia und Zimbabwe auf Tournee waren. In Cannes gewannen sie den „Prix de Coup de Coeur“,
in Hamburg die Herzen der Seemänner. Sie spielten in der Berliner
Bundeskriminalanstalt (BKA) und landeten in Paris auf dem Olymp. Sie
produzierten 2 CDs und gingen dann getrennte Wege. Für das Programm „Doppellaut zu dritt“ haben sie sich zum ersten Mal wieder zusammengetan.
An diesem Abend nehmen sie uns im Kulturmarkt
in Zürich auf Reisen mit, entführen uns mit ihren Liedern von der
italienischen Serenata bis zum finnischen Volksrap in immer wieder
andere Kulturen. In einer live vertonten Filmvorführung reisen wir mit
ihnen nach Finnland, Berlin, Hamburg, Bayern, Zürich und schliesslich
noch an einen italienischen Strand. Mit einer alten, an die ersten
Stummfilme erinnernden Film-Technik erzeugen sie jene komische Hektik,
die Menschen zu Marionetten macht. Mit Methoden aus alter Zeit, als das
Leben gemächlicher gelebt wurde, wird uns grotesker Stress vorgeführt.
Munter wird mit Sprachen und Wortspielen
jongliert. Keine Sekunde Langeweile. Es hiess in der Pressemitteilung,
es handle sich um eine leichtfüssig unterhaltsame Angelegenheit. Das
kann ich bestätigen. Wir lassen uns entführen. Wir lachen. Viele pfeifen
zustimmend. Von meiner Platznachbarin in diesem Saal erfahre ich
später, dass sie die im Film persiflierte Hafenrundfahrt in Hamburg auf
ihrer vorgesehenen Reise unbedingt nacherleben will.
Nach einem solchen Abend fällt es leichter, die
eigene Welt etwas schräg, also nicht mehr so streng, anzusehen. Die
Mundwinkel sind entspannt, weisen wieder nach oben. Danke Clara, die an diesem Abend Oktavia hiess und danke Eva,
die als Henriette aufgetreten ist. Danke auch der Stimme aus der
Tonband-„Kommode“, der Dritten im „Doppellaut zu dritt“. Es sei wirklich
die italienische Mutter von Clara gewesen, die uns in die typisch
südländische Familien-Atmosphäre mitgenommen habe, konnte ich noch
erfahren.
Und jetzt weiss ich endlich, was Stimmfilmcabaret ist: Ein wunderbarer Mix aus Sprache, Witz, Gesang, Film und Cabaret.
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