Sonntag, 24. April 2005

Frühlingsfest im Tessin: Amore e Nostalgia

Airolo, Ambri Piotta, Faido … Es geht abwärts. Ich schaue auf Felswände und Abhänge, bewundere den Pelz dieser Berge und die Bäume, die auf dünnem Humus ihre Nahrung finden. Silbergrau mit braunen Strähnen erscheint die Landschaft der Leventina wie das Haar alter Menschen. Kirschbäume blühen.

Auf diesem Weg tauchen weit zurückliegende Erinnerungen auf. 1958 kam ich erstmals in das Tessin. Ich durfte bei einer Traubenernte im Malcantone mithelfen. Zu jener Zeit läuteten die Kirchenglocken zu gewissen Stunden noch Melodien, die mich ganz melancholisch stimmten. Heimweh kam auf. Wo bin ich? Was bedeuten diese Klänge? Ich fühlte mich verloren und gleichwohl froh, hier zu sein. Widerspruch der Gefühle. So werden es viele Menschen erleben, die sich einer unbekannten Kultur annähern. Und heute möchte ich genau diese wehmütigen Melodien wieder hören. So wirkt Amore. Sie hat immer auch die Nostalgie in ihrem Schlepptau.

Die Bahn fährt in gleichmässig schnellem Tempo hinab zum See, und das Postauto führt uns über viele Windungen von Lugano nach Carona, in „das 1000-jährige, von grossen Künstlern erbaute Dorf“ (Originalton von Ticino-Tourismus). Die höchsten Berge tragen noch Schneemützen. Immer wieder erscheinen Fotomotive: Palmen und Schnee im Hintergrund. Wir befinden uns da auf 602 m. ü. M. Die Lage ist einmalig, wie auf einem Balkon zwischen Monte San Salvatore und Monte Arbostora gelegen. Drunten, zirka 300 m tiefer, der Damm von Melide.

In diesem südländischen Dorf singt bei unserer Ankunft ein Bauarbeiter ein altes, romantisches Liebeslied, bricht es jäh ab, als seine Arbeit volle Konzentration erfordert. Ein emotionaler Moment für uns. Wir schauen uns vielsagend an. Wir kommen ja zu unserer Liebe zurück, wollen Orte besuchen, die mit schönen Erinnerungen verbunden sind. Die italienische Sprache mit ihrem warmen Klang nimmt uns augenblicklich an ihr Herz.

Als ich das Ferienhaus betrete, denke ich: Wie schön, dass es mich schon kennt. Durch die Küchentür grüsst der Monte Generoso von vis-à-vis. Auch er mit Schnee bepudert. Es ist kalt. Die Heizung funktioniert, doch Mauern und Böden erwärmen sich nur langsam. Als ich die Kästen über dem Schüttstein öffne, fällt Kälte herunter. Väterchen Frost grüsst und verlässt seinen Platz. Primo trägt Holz herein, macht Feuer und füttert es. Die Betten erwärme ich mit Mineralwasserflaschen, die ich mit heissem Wasser fülle. Und anderntags ist die wohlige Atmosphäre hergestellt.

Rund ums Haus gibt es verschiedene Bäume. Alle so gesetzt, dass sie ihre freien Entfaltungsräume haben, einander nicht konkurrenzieren. Wir gehen durch diesen Garten und schauen, was schon blüht. Und wir fühlen uns wohl. 6 Buchen aus der Nachbarschaft üben einen eigenartigen Zauber auf mich aus. Schaue ich sie an, lassen sie mich nicht mehr los. Sie sind landschaftsbestimmend. In ihrem Rücken der Monte Generoso, den sie abdecken. Weil die Bäume noch kein Laub tragen, erscheinen die feingliedrigen Äste und Stämme wie Spitzenkleider für den Berg.

An einem folgenden Morgen wollen wir diesen Bäumen näher kommen, schlängeln uns an den Rändern des Dorfes durch, wo es möglich ist. Aber nirgends erscheinen sie so majestätisch und liebenswürdig zugleich wie von unserer Küchentür.

Bäume, Wald, Holz, das sind unsere gemeinsamen Themen. Unerschöpflich sind die Funde für Augen und Hände, die sich auf den einsamen Spaziergängen anbieten. Nur spärlich treffen wir Menschen. Noch ist nicht Ferienzeit.

Im Dorf bezaubern die engen Gassen und die alten Bauten. Hier lebten übrigens im Haus Pantrova die Autoren Lisa Tetzner („Die schwarzen Brüder“) und Kurt Kläber („Die rote Zora“). Noch immer ist dieses Haus mit der Kunst und der Literatur im Besonderen verbunden.

Ein andermal suchen wir nach bestimmten Pflanzen und Blüten, finden sie aber nicht alle. Wir sind etwa 3 Wochen später da als letztes Mal. Und die Natur richtet sich sowieso nicht nach einem von Menschen gestalteten Kalender. Ich kann z. B. die Krokusse nicht finden, die vor 2 Jahren an einem markanten Wegrand, wie in Aufbruchstimmung zu einer grossen Reise bereit, dastanden. Als ich sie damals sah, meinte ich, sie würden sich in Begleitung ihrer Devas auf einem Schulausflug befinden. Sie fügten sich in eine lange, sich locker dahinziehende Reihe. Nicht ein einziges Zeichen habe ich diesmal von ihnen vorgefunden. Geheimnisvoll, wie sie sind, tauchen Krokusse auf und ziehen sich ebenso wieder zurück. Dafür sind mir diesmal die strengen, dunkelgrünen Stechpalmensträucher mit ihren markant roten Beeren aufgefallen.

Dann die Kirche Madonna d’Ongero. Auch sie ein Anziehungspunkt. Auf dem Weg zu ihr hin ist der Wald mit seinen wilden Buchen und vereinzelt auch Kastanien und Birken eine lichte Halle. Das Buchenlaub sorgt für ein helles Braun am Boden, die Buchenstämme schillern silbern. Sie beide sind für den Farbton im Wald und sein Licht bestimmend. Sie bringen die südliche Leichtigkeit hervor. Die schlanken Bäume, die hier keine kapitalen Wachstumsringe hervorbringen können, erscheinen wie Tänzer. Im Laufe der Woche schlüpft Buchenlaub aus. Wir können erleben, wie das linde Grün mehr und mehr erscheint.

Das Tor zum Kirchenareal wird von 2 alten Thujabäumen markiert. Aufrecht und selbstbewusst stellen sie den Übergang vom Waldbezirk zur Kirche dar. Der Weg ist mit halbierten Geröllsteinen gepflästert und beschert eine angenehme Fussmassage. 12 Nischen, einst Kreuzwegstationen, säumen ihn. Sie tragen keine Bilder mehr. Alle sind leer, aber frisch gelb gestrichen. Es gibt hier nichts Vorgeschriebenes mehr. Wir können diese Stationen in Gedanken mit eigenen Bildern aus dem eigenen Leben füllen. Bin ich jeweils bei den Thujen angelangt, zieht es mich regelrecht in diesen wohlproportionierten Vorraum hinein.

Die Kirche ist geschlossen, wird nur am Patronatsfest geöffnet. 2 offene Luken in der Tür lassen einen Blick ins Innere zu. Am besten gefallen mir der Platz davor und die Sicht ins Tal Richtung Ponte Tresa. Schon letztes Mal habe ich von hier oben die schmale Wasserstrasse ausgemacht, die Italien von der Schweiz trennt und mir gewünscht, einmal dort spazieren zu können.

Der Wunsch bleibt unerfüllt. Als wir am Samstag in Ponte Tresa ankommen, regnet es so unbarmherzig, dass wir auf Spaziergänge verzichten müssen. Die Wasservorhänge vor den Augen verwehren jede weite Sicht. Wir schlendern durch den Markt, essen Risotto, fahren zurück.

Also: Wiederkommen! Ein andermal.

Als wir wieder in Zürich sind, fühlen wir uns schlaftrunken, aus einem Traum erwacht. Das „Sechseläuten“, unser wichtiges Frühlingsfest mit seiner archaischen Art, dem Winter den Garaus zu machen, steht an. Etwas im Innern ist irritiert. Wir hatten doch schon im Tessin den Frühling gefeiert. Allerdings auf ganz stille Art.

Links für Tessin-Begeisterte
Diese Adressen führen zu Carona und Umgebung:
www.lugano.tourism.ch
Loggia del Comune
Der nachfolgende Link steht für die Casa Pantrova

Samstag, 23. April 2005

Hier dreht sich alles um den Gotthard-Mythos

Wie jedes Mal, wenn wir in den Süden reisen, bewegt die Durchfahrt durch den Gotthardtunnel unsere Emotionen und fördert Erinnerungen zu Tage. Immer sind die Geschichten aus „Mein Name ist Eugen“ von Klaus Schädelin dabei. Auch diesmal wieder. Mein Mann und ich denken gerne an die dort beschriebenen Lausbubengeschichten zurück, denn wir gehören zur Generation, von der sie erzählen.

Natürlich haben auch wir unseren Kindern vorgeführt, wie der Beweis erbracht werden könne, dass die Eisenbahn-Tunnels im Kreis herum führen. Wie im Eugen-Buch beschrieben, befestigten wir ebenfalls einen Schuh an der Gepäcksablage und liessen ihn pendeln. Für die Mädchen war das aber nicht so spannend. Die Begeisterung lag eher auf der Seite der Eltern. Die Kirche Wassen jedoch, denen die Reisenden vom Bahnfenster aus auf immer anderen Ebenen und Abständen begegnen, sie bleibt für alle bis heute eine Attraktion.

Unsere Gotthard-Überquerung zu zweit und zu Fuss ist aber das massgebende Erlebnis, das uns mit diesem Pass und seiner Ausstrahlung verbindet. Aus eigener Kraft, weder von Pferden gezogen noch von Autos hingeführt, bewältigten wir vor Jahren Aufstieg und Abstieg. Immer Schritt um Schritt vorwärts, immer von grosser Neugierde angetrieben, welche Sicht uns die nächste Wegbiegung bereithalte.

Es ist heute nicht mehr gefährlich, die Säumerwege zu begehen. Sie sind gepflegt und gut markiert. Wie anders in zurückliegenden Jahrhunderten, als Menschen und Tiere in unwegsamem Gebiet vom Wege abkommen konnten, erfroren oder von Lawinen verschüttet wurden! Der Tod muss dort oben ein Dauergast gewesen sein. Es fällt uns heute schwer, nachzuempfinden, wie die Altvordern mit Naturgewalten und Gefahren umgegangen sind.

Zu Fuss auf dem Gotthard anzukommen, ist etwas Bewegendes. Ich weiss noch, wie wir in der modernen Kapelle allein zu singen anfingen und wie warm und resonanzfreudig der Raum antwortete. Auch das Museums-Erlebnis ist eingeprägt. Bilder, Ton und Texte lassen Zeitsprünge Richtung Vergangenheit zu. Dort kann man sich der Geschichte hingeben. Mich hat sie nie mehr losgelassen.

Ein Blick ins „Nationale Gotthard-Museum“-Buch versetzt mich immer wieder vom Sofa weg in die Sust auf St. Gotthard. Unser persönlicher Höhepunkt damals: Eine Übernachtung im Hospiz. Obwohl angemeldet, fühlte ich eine grosse Erleichterung, hier oben gastfreundlich und unbesorgt nächtigen zu können. Noch höre ich dem Wind zu, wie er, von Norden her kommend, sich anschlich, über die Hospiz-Ebene zog und dann in die Tiefe Richtung Süden sauste. Ich lag wach. Es war still, wie es nur in den Bergen still sein kann. In mir drinnen sah ich seinen Weg, wie er für ihn für jene Nacht vorgegeben war.

Das im Jahr 2003 im Orell Füssli Verlag erschienene Buch „Mythos Gotthard“ erklärt uns, was der Pass bedeutete und auch heute noch bedeutet. Der Verlag schreibt dazu: „Der Sankt Gotthard ist nicht einfach ein Pass. Er ist eine Vorstellung. Während der 800 Jahre, seit denen er begangen, befahren, durchbohrt und ausgehöhlt wird, haben die Menschen eine Vielzahl von Bedeutungen in ihn hineingelegt und aus ihm herausgelesen. Zentrum Europas, Seele der Schweiz, Lebensader, Schicksalsweg, Fels in der Brandung der Weltgeschichte – solche Ideen vom Gotthard sind tief im kollektiven Bewusstsein verankert und prägen das Denken und Handeln der Menschen bis in die tagesaktuelle Debatte hinein.“

Im diesem Buch erklärt uns der Autor Helmuth Stalder auch, was Mythen sind: „Überlieferungen und Erzählungen aus der Frühzeit einer Gemeinschaft, die berichten von der Entstehung der Welt, vom Wirken der Götter und Dämonen, von den Tagen der Heroen. Es sind legendenhafte, sagenhafte Schilderungen von Sachverhalten, Begebenheiten und Personen, die die Gemeinschaft als wichtig empfindet. An ihrem Ursprung stehen oft reale Ereignisse, die dann in einen Sinnzusammenhang gebracht und in ein Bedeutungssystem integriert werden. Im Mythos tritt das Reale hinter das Bild zurück. Was vor Augen steht, ist ein nebulöses Kondensat, ein konfuses ,Wissen', das sich in einem unaufhörlich kreisenden Prozess aus einer Vielzahl von Assoziationen bildet.“

Diesen Prozess spürte ich auch diesmal wieder stark, auch wenn ich „nur“ mit der Bahn und „nur“ durch den Berg reiste. Es ist immer bewegend, wenn ich an dieser Scheide, die Norden und Süden trennt, durchkomme und an die vielen Menschen denken kann, denen ich das heutige sichere Reisen verdanke.

Montag, 11. April 2005

Unabhängig und beweglich sein: Ab ins Tessin!

Der Rucksack ist noch nicht gepackt. Und es steht noch ein Beitrag fürs Blogatelier aus.

Ich bin soeben vom Einkaufen heimgekommen. Es regnet heftig. Es ist kalt geworden. Im Hals kratzt etwas und weist mich an, für Wärme und gute Kleidung zu sorgen.

In solchen Augenblicken wird mir jedesmal bewusst, wie undurchführbar meine Jugendträume waren. Da wünschte ich mir, nie mehr zu besitzen als in einem guten Rucksack Platz finde, den ich selber zu tragen fähig sei. Eine gute Wolldecke allein hätte aber vermutlich den vorhandenen Raum schon ausgefüllt.

Mehr als im beschriebenen Sinn gelten diese Träume aber immer noch als eine Haltung, mich nicht mit unnötigem Besitz zu belasten. Ich möchte beweglich und unabhängig sein. So freue ich mich denn schon jetzt auf den Augenblick, wenn ich in gutem Schuhwerk und mit meinen Habseligkeiten am Rücken neben meinem ebenso ausgerüsteten Mann auf der Station stehe, aufs Tram und den Einstieg in die Ferienwoche warte.

Warten. Ich kann das nicht besonders gut und erlebe doch im Warten so viel Positives und Wegweisendes. Wenn ich warte, kann ich nicht agieren. Da stehe ich dann und schaue, was es zu sehen gibt. Heute Morgen zum Beispiel, aufs Tram wartend, nahm ich die Möwen wahr, wie sie vom See her ins Tagesrevier in den Limmat-Raum kommen. Ich selbst bin dann unwichtig. Ich erfahre etwas von aussen her. Und oft melden sich in solchen Momenten Antworten auf Fragen, die ich über den Kopf nicht bekommen kann. Unerledigtes erledigt sich, wenn ich geduldig und scheinbar leer bin. Ich weiss dann plötzlich, wie ich etwas angehen kann. Heute schenkte mir das Warten die Idee zu diesem Beitrag.

Und so wird es im Tessin dann auch wieder sein. Da werden die feinen Antennen ausfahren, wenn wir durch die Wälder streifen und uns gegenseitig auf Pflanzen, Bäume, Aussichten und Ansichten aufmerksam machen. Ich freue mich auf Bäume mit Gesichtern, auf den typischen südlichen Wald mit Kastanien und Akazien, und ich höre schon, wie es unter den Füssen knackt, wenn wir auslaufen. Aber welche Einsichten uns dann geschenkt werden, das ist noch ein Geheimnis. Aber dass die Seele manchmal abfliegen wird, das weiss ich schon jetzt.

So, der Blogatelier-Beitrag steht. Jetzt richte ich noch die Wäsche. Fürs Packen ist Primo zuständig. Und dann gehts ab in den Süden.

Dienstag, 5. April 2005

Das war also Primos „Tag X“ – ohne Lichterlöschen

An diesen Abschied denke ich ohne Wehmut zurück.
„Ihr könnt jetzt gehen! Jetzt sind wir hier die Chefs.“ Dieser humoristische Unterton erleichterte alles. So beendeten die Liegenschaftsverwalter den Kontrollgang und die Abgabe der Räume an der Drahtzugstrasse 76 in CH-8008 Zürich, die bis zu diesem Augenblick uns gehört hatten. Hier konnte Primo 35 Jahre als selbständiger Möbelbauer und Holzkünstler arbeiten. Er beseelte die Werkstatträume mit seinen Gedanken und Werken.

Alle Menschen, die hierher kamen, wurden vom Charisma dieser einmaligen Werkstatt erfasst. Am romantischen Wildbach hinter dem Botanischen Garten gelegen, wirkte auch ein Stück Natur auf sie ein.

Belustigt, aber auch irritiert, gingen wir dann weg. Ohne ein Licht zu löschen, ohne eine Tür schliessen zu müssen. Seltsam. Das war also der Tag X. Wir wussten es immer, dass wir die Werkstatträume eines Tages zurückgeben müssen. Jetzt werden sie für ein Sozialwerk gebraucht.

In der Bar, wo sich jeweils die Handwerker-Runde traf, war heute kein Stuhl besetzt, das Lokal aber offen. Leere auch hier. Ruhe. Viel Platz und Raum für uns. Letizia, unsere hilfsbereite Tochter, auch dabei. Wir erzählten einander die eben erlebte Abschiedsgeschichte, wie wenn wir Fremde wären. Wir mussten reden, um Emotionen zu glätten. Einerseits hatten wir soeben etwas verloren, doch weil unsere Räumungs- und Putzarbeit so positiv bewertet worden war, schwebte auch Freude um uns.

Es hatten sich also alle Anstrengungen gelohnt. Zwar äusserten sich Nachbarn erstaunt darüber, dass wir in Hallen, die bald einmal umgebaut werden, noch Fenster putzten. „Das ist Ehrensache!“ war meine Antwort dazu. Wäscht man nicht auch einen Toten oder balsamiert ihn vielleicht noch ein, bevor er beerdigt wird? Die Räume strahlten, als wir uns von ihnen verabschiedeten. Wir können schöne Bilder als Erinnerung mitnehmen. Alle Anstrengung mit ihnen kommt mir schlussendlich wie eine Abschiedsfeier und letzte Liebeserklärung vor.

Es bleiben uns noch Fotos, die den langsamen Abschied dokumentieren. Schaue ich auf die Anfänge der Räumung, fällt mir der Schnee auf, der die Mulden zudeckte. Auf der Heimfahrt an jenem oben beschriebenen Morgen entdeckten wir am Sihlquai schon die aufgebrochenen Knospen an den Kastanien. Und sofort verstand ich den Hinweis: Sei unbesorgt. Ständiger Wandel gehört zum Leben. Es geht weiter.

Ja, auch für uns. An einem anderen Ort, in kleinerem Rahmen.